Zum Inhalt springen
Foto von Kathrin Viergutz

Foto: youtube.com/ScienceSlam

Kathrin Viergutz - Mobilitätsforschung

Selbstfahrende Autos – das kennen wir bisher vor allem aus Science-Fiction-Filmen. Doch könnten selbstfahrende Busse bald auch in unseren Städten Realität werden? Wenn ja:  Selbstfahrend, vollautomatisiert, hochautomatisiert? Diesen Fragen geht die Mobilitätsforscherin Kathrin Viergutz in ihrem Science-Slam-Beitrag „Die Zukunft der Mobilität“ nach.

Außerdem hat Kathrin im Jahr 2022 am NDR Podcast „Science Slam im Podcast“ teilgenomment. Ihre Folge „S1E2 SCIENCE SLAM Kathrin Viergutz: Rendezvous auf dem U-Bahn-Plan“ findet ihr hier.

Unser Interview mit Kathrin Viergutz

1. Warum machst du beim Science Slam mit?

Weil es diesen besonderen Moment gibt – wenn nach dem Slam jemand zu mir kommt und sagt: „Endlich habe ich verstanden, worum es beim autonomen Fahren und bei öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich geht.“ Genau darum.

2. Kannst du mir dein Thema in Kurzform erklären?

Mit Bus und Bahn, mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder zu Fuß – wie wollen wir uns fortbewegen? Als Mobilitätsforscherin wünsche ich mir, dass alle Menschen aus vielfältigen Mobilitätsoptionen wählen können. Deshalb untersuche ich, wie öffentliche Verkehrsmittel besser werden können und wie viele Carsharing-Fahrzeuge nötig wären, damit immer eines verfügbar ist. Außerdem beschäftige ich mich mit der Frage: Werden wir bald alle mit autonomen Shuttles unterwegs sein – und ist das schon die Verkehrswende?

3. Was ist das größte Missverständnis über dein Fachgebiet?

Viele Menschen glauben, dass wir Autos am liebsten abschaffen würden. Woher dieser Eindruck kommt, verstehe ich nicht ganz, denn eigentlich arbeiten wir ja daran, Menschen mobiler zu machen. Man hört ja oft, dass Menschen „auf das Auto angewiesen“ seien. Ich finde, das sollte so nicht sein. Niemand sollte sich gezwungen fühlen, ein Auto zu nutzen, nur weil es in der Umgebung keine Alternativen dazu gibt. Wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, kann man sie nicht nutzen. Wenn es keine Radwege gibt, kann man nicht mit dem Fahrrad fahren. Deshalb setzen wir uns dafür ein, mehr Mobilitätsoptionen zu schaffen, sodass jeder aus einem bunten Mobilitäts-Mix wählen kann. Wer Auto fahren möchte, kann das gerne tun. Aber wir sollten jedem Menschen die Möglichkeit geben, diese Entscheidung selbst treffen zu können. Deshalb brauchen wir mehr Verkehrsmittel zur Auswahl – damit alle „multimodal“ unterwegs sein können.

4. Was hättest du in deinem Forschungsprozess gerne früher gewusst? Welchen Rat würdest du anderen jungen Wissenschaftler*innen geben?

Früher habe ich mir den wissenschaftlichen Prozess so vorgestellt, dass man in jedem Vortrag und in jedem Paper eine Weltsensation präsentieren muss. Etwas, womit man Wissenschaftsgeschichte schreibt. Doch Wissenschaft besteht nicht nur aus großen Durchbrüchen, sondern manchmal aus vielen kleinen Schritten. Die wissenschaftliche Community lebt vom gemeinsamen Grübeln, Diskutieren und Weiterdenken. Man kann sehr gut mit einem erst halbfertigen Forschungsprojekt auf eine Konferenz fahren und die wissenschaftliche Community offen fragen: Was würdet ihr mir raten? Wie würdet ihr die Ergebnisse interpretieren? Was bedeutet das für unser Forschungsgebiet? Und was sollte noch genauer untersucht werden? Das ist, was Wissenschaft für mich ausmacht: etwas zur Diskussion stellen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Mein Tipp: Geht mit kleinen Ideen auf eine Konferenz und kehrt mit großen Erkenntnissen zurück! Die Wissenschaft gehört den Neugierigen und Mutigen.